Lernprinzipien

Egal ob in der Ausbildung oder im Beruf – wir alle kommen immer wieder in Situationen, in denen wir mit neuen Informationen konfrontiert werden und uns diese dauerhaft merken müssen. Unser Gedächtnis funktioniert jedoch wie ein Filter: während das Ultrakurzzeitgedächtnis noch alle Informationen ungefiltert aufnimmt, gelangt nur eine kleine Auswahl dieser Reize ins Kurzzeitgedächtnis und nur die wichtigsten Informationen schaffen es schließlich ins Langzeitgedächntnis, von wo aus wir sie dauerhaft abrufen können. Doch welche Informationen werden von unserem Gehirn als wichtig eingestuft und dementsprechend langfristig gespeichert?

Welche Informationen speichert das Gehirn

Informationen werden u.a. dann von unserem Gehirn als wichtig eingestuft und dauerhaft memoriert, wenn sie:

  • der Erfüllung unserer Ziele und Bedürfnisse dienen,
  • sich mit Vorwissen verknüpfen lassen,
  • häufig aberufen werden,
  • mit Emotionen verbunden sind,
  • praktisch angewendet werden können,
  • auf ein einfaches Schema reduziert werden können.

Das Ziel der im Folgenden vorgestellten Lernprinzipien ist also, unser Gehirn wissen zu lassen, dass eine bestimmte Information wichtig für uns ist und daher dauerhaft gespeichert werden soll.

Prinzip 1: Nutzen erkennen und verinnerlichen

Dieses Lernprinzip ist das natürlichste, erfolgreiste und gleichzeitig auch am schwersten willentlich herbeizuführende Mittel der dauerhaften Memorierung. Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: wer sich darüber bewusst ist, welche Vorteile er aus dem zu erlernenden Wissen ziehen kann, lernt intrinsisch motiviert und damit leichter, schneller und erfolgreicher. Warum? Weil uns unterbewusst klar ist, dass wir dieses Wissen für die Erfüllung unserer Ziele und Bedürfnisse benötigen werden.

Wer von Frankreich begeistert ist und von Herzen gern eine Reise dahin unternehmen möchte, wird leichter und freudiger Französisch lernen, als jemand, dem Frankreich absolut nichts bedeutet. Wer später eine Karriere in der Finanzwelt anstrebt und mit Aktien handeln möchte, dem wird sich der Sinn des Matheunterrichts von ganz allein erschließen.

Erkenntnis: soweit möglich, sollte man sich als „Lernender“ bewusst machen, wofür man das Wissen zukünftig einsetzen kann und welche Vorteile man daraus ziehen kann. Als Lehrender sollte man versuchen, seinen Schülern eben diese Erkenntnis bewusst zu machen.

Prinzip 2: Mit Vorwissen verknüpfen

Unser Gedächtnis speichert neue Informationen, indem es neue Verbindungen zwischen Nervenzellen herstellt. Je besser eine neue Information mit den bestehenden Nervenzellen (also mit bestehendem „Wissen“) verknüpft werden kann, um so leichter können neue Nervenbahnen aufgebaut werden. Liest man z.B. einen Artikel über den Kognitivismus, wird man diesen viel besser verstehen und erinnern, wenn man sich bereits mit den Grundgedanken des Behaviorismus oder anderer Lerntheorien auskennt. In einem solchen Fall kann man neue Informationen besser einordnen, bewerten und leicht in das eigene Gedankengerüst integrieren.

Erkenntnis: als Lernender sollte man versuchen, neues Wissen in Verbindung zu bestehendem Wissen zu setzen und Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Als Lehrender sollte bekannt sein, welches Vorwissen die Lernenden besitzen. Auf dieser Basis sollten neue Lerninhalte auf bestehendem Wissen aufbauen bzw. daran anknüpfen.

Prinzip 3: Vereinfachen / Schematisieren

Bei komplexen Lerninhalten oder schwierigen Zusammenhängen (physikalische Gesetze, Telefonnummern) empfiehlt es sich, die Information in Teilinformationen zu zerlegen oder auf ein möglichst einfaches Schema zu reduzieren. Das Beispiel mit den Telefonnummern wendet man meist ganz automatisch an: statt sich eine lange Zahlenreihe zu merken, teilt man die Nummer in Blöcke zu jeweils 2 oder 3 Zahlen auf. Jede dieser „kleinen“ Informationen kann man sich viel leichter merken als eine 10- oder 11stellige Zahl.

Erkenntnis: als Lernender sollte man versuchen, komplexe Sachverhalte in kleinere Informationsteile zu splitten. Als Lehrender sollte man Informationen so vermitteln, dass der Lernende sie leicht in einfachere Bestandteile zerlegen kann.